Donnerstag, 8. März 2012

"Ich war zu laut. Zu fordernd. Ich war ich. Nicht so schön"

 Ich habe grade das Buch

Mängelexemplar  
von Sarah Kuttner  
 
 zu Ende gelesen und dieses Abenteuer werd ich euch nun ins Hirn pusten.

Ganz allgemein: Geister mögen sich scheiden, aber ich empfehle es! Es ist schön und locker geschrieben, genauso wie ich es mag. Ein Schreibstil bei dem ich nicht eine Seite zurückblättern muss um den aktuellen Satz zu verstehen. Der Schriebstil erinnert mich daran, wie ich selbst wahrlich durchdachte Texte auch meist formuliere, wahrscheinlich nur nicht ganz so wortgewandt und mit solch guten Metaphern und Vergleichen wie Frau Kuttner kann ich auch nicht um mich werfen. Aber ganz besonders die sind es, die das Lesen so wundervoll unterhaltsam machen. So eine Schreibweise ist in meinen Augen immer von Vorteil um den Leser über so manche eher langweilige Stelle in der Geschichte zu hieven, die aber für den weiteren Storyverlauf nicht ausgespart werden kann. Da hat die Frau Kuttner sich alle Mühe gegeben und da verdient sie großes Lob. 

Zum Inhaltlichen: Ich muss sagen, das mein Gemüt da sehr zerpflückt ist. Bücher haben es schwer mich zu anderen Emotionen als Lachen oder einfacher Gespanntheit, was wohl als nächstes passieren wird, zu bringen. Sie können mich nicht schocken, in der Regel ekelt mich auch nichts an und zum weinen hat mich bisher nur Harry Potter 6 gebracht. Aber dieses Buch, ich habe auf jeder zweiten Seite geheult, mir haben die Augen wehgetan und ich hatte zwei Tage später noch das gefühl sie wären hummerrot umrandet.Ich habe nicht vor Rührung geweint, aus Mitgefühl oder weil das alles so schrecklich traurig und dramatisch ist, sondern weil ich mich wahnsinnig wieder erkannt habe. Ob das nun gut oder schlecht sei. Es war auf jeden Fall sehr verstörend.Und einerseits spricht das sehr für das Buch, weil es irgendwo ja Dinge anspricht und den Leuten auftischt die einfach in manchen Menschen wahr sind und irgendwo grausame einengende Wirklichkeit. Andererseits, wer findet denn schon ein Buch gut was einen mit all seinen Macken und seiner kaputten Psychen konfrontiert und nur dazu führt, dass man such noch viel hundeelender fühlt, weil man grade eben noch recht erfolgreich versucht hatte zu verdrängen dass man eigentlich ne ganz schöne Heulboje ist.

Ich denke an dieser Stelle werf ich kurz eine kurze unspoilernde Inhaltsangabe in den Raum, damit man auch weiß wo ich eigentlich grad rede:

Die Karo ist anstregend, etwa so wie du und ich. Sie ist vielleicht schon eine Frau im vollen Leben aber irgendwas geht ja immer schief und als sie arbeitslos ist und zusätzlich auch noch ihren Freund verliert, rutscht sie aus und schlittert grade wegs in ein schwarzes Loch. Panikanfälle und viel Geheule treiben sie nicht nur in den Wahnsinn sondern auch in eine Therapie und nun muss die Karo versuchen wieder ihr Leben in dne Griff zu kriegen, irgendwie weiter zu machen nachdem sie derartig eingeknickt ist und es nichts rechtes zum festhalten gibt.

Klingt ziemlich nach eine Mimimi-Geschichte die viel Mitleid erzeugen soll. So ist sie aber irgendwie gar nicht geschrieben. Es ist eher eine gewisse Selbstironie mit der Karo uns durch ihren zermanschten Kopf schlittern lässt, was ich persönlich sehr angenehm finde. Denn bin ich ehrlich zu mir selbst, muss ich sagen: Die plötzliche Angst und das grundlose Heulen mag vielleicht anzeichen ernsthafter Krankheit sein und sollte eventuell nicht unterschätzt werden aber man steht doch da und versteht in erster Linie wenn man wieder bei Bewusstsein ist, die Welt nicht mehr. Wie oft habe ich über mich den Kopf geschüttelt, meine Ironie und meine Albernheiten ausgepackt und ordentlich vor mir trapiert weil ich mir vor mir selbst so peinlich war? Ich denke es braucht eine gewisse Selbstironie, weil diese auch Selbstkritik bedeutet um mit sowas wie Depressionen und Panikanfällen um zu gehen. Wer sich dabei immer nur bitter ernst nimmt, wird schnell ein Mensch der nur auf seine Krankheit fixiert ist, der diese schnell vorschiebt wenn etwas schiefgeht, der sich auf sie lehnt und sich mit ihr Mitleid und Zuneigung in gewisser weise erkauft und somit nicht wirklich eine gesunde Intention entwickelt diese Krankheit loszuwerden. Ja, ich habe ein Stück weit aus meiner eigenen Therapie gelernt. Die Leutchen die da so vor einem sitzen in den Möchtegern-Wohnzimmern, die sind nämlich studiert und alles andere als dumm, von denen kann man lernen und sollte man, wenn man ihnen begegnet.

Zumindest hat mich dieses Buch emotional sehr mitgenommen aber trotzdem oder grade deswegen konnte ich nicht davon lassen. 

Einziger Kritikpunkt: Die Karo hat eine Mutter und insbesondere einen besten Freund, die man sich im wahren Leben wohl nur daher träumen kann. Also ich hab super Freunde, weiß nicht wie es mit euch steht, aber meine Freunde stinken dennoch gegen Nelson ab weil er nun doch ....irgendwo zu traumhaft dargestellt ist. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Leute heutzutage psychische Krankheiten eh kritisch betrachten. Ist es oder ist es nicht? Ist das Normal? Oder sind wir nicht eigentlich alle vollends banane im Hirn? Wer käme da auf den Trichter eine Person in die psychatrische Notaufnahme einzuliefern, nur weil se grad mal emotional ein bisschen ausgetickt ist? Also meine Freunde haben das nicht getan und ich wiederhole: Ich hab super Freunde!

W e b c a m b i l d  d e s  A u g e n b l i c k s
Neuer Haarschnitt und neue Haarfarbe und kein Mensch siehts :D aber ICH und ich finds spitze <3

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