Dienstag, 5. Februar 2013

Wir machen uns traurig


Sie sitzt mir in der U-Bahn gegenüber. Unruhig wandert ihr glasiger Blick hin und her, sie kann nicht still sitzen und scheint nur zu schweigen weil ein Schrei unangebracht wäre. Ich weiß nicht was ihr passiert ist. Wurde ihr gekündigt? Wurde sie verlassen? Oder ist gar ein Geliebter Mensch verstorben? Was es auch war, es löste eine Trauer in ihr aus, die ihr Körper nicht verarbeiten kann. Ich erkenne mich in ihr wieder.

Ich sitze auch manchmal so im Zug oder irgendwo in der Stadt. Alleine. Nur ich und meine Traurigkeit. Meine Unzufriedenheit mit der Situation und meine Unwissenheit wie alles wieder gut werden soll. Und wie ich den Kampf der Frau mit ihren Tränen beobachte und mir überlege welch schlimmes ereigniss sie so aufgewühlt haben mag, fällt mir auf: Wir Menschen, wir machen uns traurig.

Als unsere Gedanken unser Fantasiereichtum unsere vielen Fragen an das Dasein, die machen uns traurig. Und mit unserem Recht auf Freiheit, unserem verlorenen Instinkt mit schwierigen Situationen zu leben und unseren Drang dannach die Möglichkeit zu nutzen weg zu rennen, damit machen wir einander traurig. Wir übernehmen keine Verantwortung mehr, besonders nicht für Menschen die auf Gefühlsebene an uns gebunden sind. "Ich muss gar nichts" heißt es nur und Hände wandern, sich keiner Schuld bewusst, in die Höhe. Aber ich denke: Doch, du musst!

Wir können nicht jeden vor all der Traurigkeit die ein so beschäftigter, selbstständiger, instinktloser Kopf mit sich bringt, bewahren. Jedoch können - nein, müssen! - wir vermeiden unnötig Scherben vor die Füße anderer zu spucken. Wir müssen uns bewusst sein, wieviel Macht uns die Gefühle anderer verleihen. Wir können diese Menschen zu den glücklichsten der Welt machen oder sie wie einen Zahnstocher in der Mitte zerbrechen. Vielleicht können wir das eine nicht, aber deswegen haben wir nicht das Recht das andere zu tun.

Wir machen einander so traurig. Und dafür sind wir nicht geeignet, das hat die Natur so nicht vorgesehen. Nur der Mensch kann an einem gebrochenen Herzen, an Traurigkeit sterben. Weil er verlernt hat Rückschläge zu meistern und zu viel gelernt hat alles zu hinterfragen.
 Saki Suspicious

1 Kommentar:

Angy hat gesagt…

wunderschöner und vor allem wahrer text <3 du schreibst so toll!