Mittwoch, 23. Januar 2013

Tag 28

 

Das Leben hatte so manchen Schlag in die Magengrube für ihn parat. Dennoch habe ich ihn oft lachen gesehen und er wusste, wieviel das bedeutet.


Er hatte gute Chancen. Ein kluges Köpfchen und im jungen Alter auf dem richtigen Pfad.
Aber laute Worte verletzen und Trauer färbt ab.
"Alles wird gut, er hat jetzt wieder eine richtige Familie" sagten sie und belächelten die Fassade. Aber er sah das Innere, das Kaputte. Es war nicht ok. Es war nicht gut. Es wurde nur darum gekämpft. Auch wenn er zu jung war um es zu verstehen, er hat es geahnt. Ein hoffnungsloser Krieg der wichtigsten Frau in seinem Leben, die er immer nur kämpfen sah und stetig verlieren.
Das Ende war ein letzter Schrei, eine Dokumentation eines Menschen voller Leid und Wunden die nicht heilen. Für die meisten ein trauriger Zwischenfall, wer hätte das denn ahnen können? Für ihn ein zersplitterndes Weltbild.
Kein Herz verheilt nach solchem Schmerz, kein Auge erblindet über das Gesehene, kein Kopf vergisst.

Sein neues Zuhause gaukelte Fortsetzung vor. Aber ein Mann, der nicht für sich selbst sorgen kann, welches Heim kann er bieten? Er hatte nur seinen eigenen Sumpf, sein eigenes vergeigtes Dasein und der Junge schlitterte hinein. Doch er war nicht dumm. Wusste, er wills anders machen. Er will es richtig machen. Polizeibegegnung, Rauschmittel, Arbeitslosigkeit, all das gehörte nicht zum Plan. Doch die Springerstiefel und die Irokesenfrisur kamen Hand in Hand mit ihren Vorurteilen.

Ein auf und nieder folgten. Viele "das wird schon"s wurden gesprochen, wenige bestätigt. Uns trennten Kilometer, doch er sprach mit mir, vertraute mir, machte mich zu einer Stütze. Zu schwach war er, zu tief gesunken, zu hoffnungslos und voller Selbsthass.
Man half ihm nicht, als er es brauchte, ersetzte das Grauen, den Schmerz und die bitteren Gefühle nicht durch Liebe, Zuneigung und Verständniss. Stattdessen war da nur der Alkohol, das Versagen und Freunde mit falschen Prioritäten, die von solchen Gefühlen nichts wissen wollten.
 Nun war es zu spät. Ein Mensch ist zerbrochen.

Ich und dieses wundervolle Mädchen an seiner Seite klebten Scherben zusammen zu einem brüchigen Bild, dass man der Öffentlichkeit zeigen konnte. Monat für Monat. Jahr für Jahr.

Letztes Jahr ist er dann verschwunden. Als ich aber herrausfand, dass er bei ihr ist, war alles erstmal sicher. Dann kam ihr Anruf. Ein Streit, Tränen, eine knallende Tür und ein davon fahrendes Auto. Seit dem nichts.

Wir rufen an, schreiben und wir warten, jeden Tag.

Saki Suspicious

1 Kommentar:

Angy hat gesagt…

wunderbarer und zugleich tieftrauriger text, aber noch trauriger, dass du so etwas erlebt hast und immernoch erlebst
hoffentlich bald wieder ein zeichen von ihm